Objekt: Grabstein
Römischer Grabstein für Quintus Sulpicius Maximus mit griechischem und lateinischem Text, 94-100 n. Chr., Abguss, Foto: Punctum, Bertram Kober
Gipsabguss-Sammlung des Antikenmuseums der Universität Leipzig

Alphabet

Erfolg durch geringe Anzahl von Zeichen

Die Alphabetschrift gibt es nicht. Es gibt drei systematisch voneinander zu unterscheidende Typen (…), nämlich den silbenschriftlichen, den konsonantschriftlichen und den vollalphabetischen Typ. Sie stellen keine historische Abfolge und erst recht nicht eine Evolution dar, an deren krönendem Endpunkt das Vollalphabet steht.

Peter Stein, Schriftkultur, 2006

Der Begriff „Alphabet“ wird heute gern als Synonym für Schrift überhaupt gebraucht. Im Unterschied zu den Zeichen der Bilder- und Ideenschriften bilden die Zeichen des Alphabets die kleinsten Lauteinheiten der Sprache bedeutungsfrei ab. Um 1200 v. Chr. hatten die Phönizier eine linksläufige Alphabetschrift ausgebildet, die aus 22 Konsonanten bestand. Diese breitete sich im palästinensisch-syrischen Raum bis zum Mittelmeergebiet aus und wurde zum Vorbild weiterer Alphabetschriften. Das erste vollständige Alphabet aus Konsonanten und Vokalen entwickelten die Griechen um 800 v. Chr. Durch Handel und Seefahrt waren sie mit dem phönizischen Schriftprinzip in Kontakt gekommen, passten es ihrer Sprache an und führten die Vokale ein. Über die Etrusker gelangte das griechische Alphabet im siebten vorchristlichen Jahrhundert zu den Römern und wurde dort in sprachlicher Anpassung zum lateinischen Alphabet umgeformt. Die Römer führten die Rechtläufigkeit der Schrift ein und vollendeten in Anlehnung an geometrische Elemente die ästhetische Ausformung der lateinischen Großbuchstabenschrift.

Der Erfolg des phonetischen Schriftprinzips beruht vermutlich auch auf der geringen Anzahl von Zeichen. Im antiken Griechenland und Rom durchdrangen die Alphabetschriften die mündliche Kultur, vermittelten der Staatsführung und dem Geistesleben kräftige Impulse und führten zur Ausbildung der Buchkultur.