Sprachen der Welt

Menschliche Kommunikation in schillernder Vielfalt

Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen.

Johann Wolfgang von Goethe, Maximen und Reflexionen, 1833

Das Sprechvermögen – also der variationsreiche und nuancierte Ausstoß von Lauten durch ein anatomisch komplexes Zusammenspiel von Rachenraum, Mund- und Nasenhöhle, Gaumen, Lippen und Zunge – zählt zu einem wesentlichen Alleinstellungsmerkmal des Menschen auf der Erde. Sprachliche Kommunikation entstand relativ früh innerhalb seiner zivilisatorischen Entwicklung: Nach der Ansicht von Anthropologen gibt es sie schon seit rund 100.000 Jahren, in ihrer heutigen Form trat sie spätestens infolge eines enormen technischen und kulturellen Entwicklungsschubes vor 40.000 Jahren auf. Heute deuten und rekonstruieren Sprachforscher historische Zeugnisse ausgestorbener Sprachen durch Vergleiche in Vokabular und grammatischen Strukturen.

Im Laufe der Geschichte hat sich eine schier unüberschaubare Vielzahl von Sprachsystemen auf der Erde entwickelt. Als Höhepunkt der Sprachenvielfalt gilt die Zeit um 1500, als schätzungsweise 10.000-15.000 Sprachen existierten. Selbst gegenwärtig gibt es noch mehr als 6.000, von denen die Hälfte allerdings vom Aussterben bedroht ist. Die 50 häufigsten Sprachen werden aktuell von rund 90 Prozent der Weltbevölkerung gesprochen – mit anhaltender Tendenz zur weiteren Verdichtung. In Europa sind vor allem germanische (im Norden) und romanische (im Süden) Sprachen weitverbreitet, die im Zuge transatlantischer Erkundungs- und Siedlungsprozesse ab dem späten 15. Jahrhundert auch auf dem amerikanischen Kontinent weite Verbreitung fanden. Neben natürlich gewachsenen Sprachen gibt es auch konstruierte Sprachen wie die internationale Plansprache Esperanto oder fiktionale Kunstsprachen wie Elbisch oder Klingonisch.