Kolportage

Porzellanfigur: Kolporteur
Kolporteur aus dem Zyklus Cris de Paris, Meißner Porzellan, 20. Jahrhundert, nach einem Entwurf von Johann Joachim Kändler aus dem 18. Jahrhundert
Deutsches Buch- und Schriftenmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Kolportage

Literatur, die am „Hals getragen wurde“

Die Schriften, welche den Gegenstand dieses Handels ausmachen, und die meistens in Reutlingen gedruckt werden, sind gewöhnlich teils ascetische Bücher teils Schriften zur sonstigen Belehrung und Unterhaltung des Landvolks, z.B. Kochbücher, eine populäre Geographie, Beispiel-Sammlungen von Briefen, alte Volksromane, besonders aber auch verschiedene Blätter und Lieder.

Gutachten des Oberzensurkollegiums über die Eninger Kolporteure, 1812

Kolportage war neben Leihbibliotheken, Buchhandlungen und Lesevereinen eine Form der Literaturversorgung im 18. und 19. Jahrhundert. Hausierer führten in Bauchläden, Körben oder Krätzen allerlei Bücher, Broschüren und Hefte mit sich, die sie insbesondere auf dem Land ärmeren Schichten zum Verkauf anboten. Die Palette der Lesestoffe reichte dabei von religiösen Heften über Schulbücher bis zu Volksbüchlein.

Der gestiegene Lesebedarf – vor allem seit dem 19. Jahrhundert – führte zu einer Heftchenflut und etablierte die Kolportageromane. Diese, in Fortsetzungen bis zu 200 Einzelheftchen erschienen, waren nun auch für ärmere Leser erschwinglich. Selbst Lexika- und Bibelprojekte nutzten bald diese Form des Vertriebs.