Eninger Krätze aus dem 18. Jahrhundert

Objekt: Krätze
Krätze mit drei Fächern, verschließbarem Deckel und Tragegestell, 18. Jahrhundert, Leihgabe des Heimat- und Geschichtsvereins Eningen
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig, Fotografie: Michael Setzpfandt

Eninger Krätze aus dem 18. Jahrhundert

Der mobile Buchladen des vorindustriellen Zeitalters

Als Krätze wird im Süddeutschen ein verschließbarer Holzkasten bezeichnet. Kolporteure trugen in ihm Bilderbogen, religiöse Traktate, Kalender, Unterhaltungsheftchen und andere Druckschriften auf dem Rücken übers Land. Für die ländliche Bevölkerung des 18. und 19. Jahrhunderts waren Kolporteure die wichtigsten Literatur- und Nachrichtenlieferanten. Zwei Haken an der Oberkante der Krätze ermöglichten die Präsentation der ebenfalls oft mitgeführten Krämerwaren. In einen Ring an der Unterkante konnte ein Knotenstock eingeführt werden, um bei einer Rast den Rücken zu entlasten. Manchmal enthielten die Krätzen versteckt angebrachte Geheimfächer für anstößige Literatur.

Ein Großteil der Bewohner des württembergischen Ortes Eningen, wo sich dieser Kasten erhalten hat, lebte im 19. Jahrhundert vom Kolportage-Geschäft.