Falschmeldungen und Zeitungsenten

Fotografie: Gerd Heidemann
Stern-Reporter Gerd Heidemann präsentiert die angeblichen Hitler-Tagebücher in einer Pressekonferenz, 25. April 1982.
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Falschmeldungen und Zeitungsenten

Nachlässigkeit oder bewusste Finte?

Die Geschichte der Falschmeldung ist vermutlich so alt wie die Mediengeschichte selbst. Schon in der Antike rechtfertigte der Wahrheitsgehalt der berühmten, meist sehr vagen Weissagungen des Orakels von Delphi kaum ihre zuweilen beträchtliche historische Relevanz. Im Rückblick erscheint die Weltgeschichte voll von Fehlbehauptungen und Irrtümern. Allerdings sorgten erst die modernen Massenmedien mit ihrer hohen Frequenz tagesaktueller Nachrichten für eine schiere Schwemme an kommunizierten Unwahrheiten. Neben den printbezogenen Zeitungsenten haben sich heute auch begriffliche Pendants wie der online verbreitete Hoax oder die volkstümlich nacherzählte Urban Legend etabliert. Zu unterscheiden ist grundsätzlich zwischen unbeabsichtigten Recherche-Nachlässigkeiten und bewusst lancierten Täuschungen. Presserechtlich stehen bei einer Vernachlässigung der journalistischen Sorgfaltspflicht abgestufte Sanktionsmechanismen zur Verfügung. Zudem können Betroffene ihr Recht auf eine Gegendarstellung geltend machen.

Als eine der berühmtesten Falschmeldungen des 20. Jahrhunderts hat sich hin Deutschland der Skandal um den angeblichen Fund der Hitler-Tagebücher ins öffentliche Gedächtnis gebrannt. Weitere moderne Sagen betreffen die angeblichen Sichtungen von legendären Geschöpfen wie dem Yeti, UFO-Aliens oder dem Ungeheuer von Loch Ness. Eingang in die Geschichtsbücher haben vor allem politisch motivierte Medien-Finten gefunden, so etwa Otto von Bismarcks zugespitzte sogenannte Emser Depesche, die Dolchstoßlegende der Deutschen Obersten Heeresführung gegen Ende des Ersten Weltkriegs oder Walter Ulbrichts Leugnung des bevorstehenden Berliner Mauerbaus.