Emil Rudolf Weiß

Porträt: Emil Rudolf Weiß
Emil Rudolf Weiß
© Verlag des Schweizerischen Gutenbergmuseums
1875-1942

Emil Rudolf Weiß

Ganzheitliche Buchgestaltung im frühen 20. Jahrhundert

Der fachmann ..., der nichts ist als buchmann, schriftmann, ist ganz gewiß notwendig und wichtig, aber nur der Künstler, der schöpferisch tätige, der schöpferisch zerstörende, erfindende und aufbauende Mensch ist wesentlich, einmalig und unersetzlich.

Emil Rudolf Weiß in einem Vortrag, 1931 (Groß- und Kleinschreibung so im Original)

Über ein halbes Jahrhundert lang galt Emil Rudolf Weiß als der profilierteste deutsche Buchkünstler. Da er sein Augenmerk nicht nur auf alle gestalterischen Aspekte eines Buches richtete – das heißt neben Satz und Schrift auch auf Illustration, Einband- und Umschlaggestaltung –, sondern regelmäßig auch die poetischen Texte selbst beisteuerte, werden seine Bücher als regelrechte Gesamtkunstwerke geschätzt.

Geboren 1875 in Baden, studierte Weiß an den Kunstakademien in Karlsruhe und Stuttgart sowie – gemeinsam mit dem berühmten Maler Henri de Toulouse-Lautrec – an der Académie Julian in Paris. 1894 beeindruckte die handschriftliche Einsendung eines seiner Gedichte den Herausgeber des Literaturmagazins Pan so sehr, dass daraus der Auftrag erwuchs, eine Seite mit eigens kreierten Buchstaben zu entwerfen. Ab 1902 schuf Weiß für die Schriftgießerei Bauer mehrere bekannte Schriftarten, darunter die Weiß Fraktur (1909), Weiß Antiqua (1928) und Weiß Rundgotisch (1937). Seit 1910 als Professor an der Unterrichtsanstalt des Staatlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin tätig, wurde er aufgrund einiger als entartet verunglimpften Gemälde 1933 von den Nationalsozialisten in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.