E.T.A. Hoffmann

Porträt: E.T.A. Hoffmann
Porträt E.T.A Hoffmanns, womöglich angefertigt von ihm selbst
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie, Inventar-Nr. A II 920 / Wikimedia Commons
1776-1822

E.T.A. Hoffmann

Romantiker mit spitzer Zunge

Ich bitte den Gesichtspunkt nicht aus dem Auge zu lassen, daß hier nicht von einem satyrischen Werke, dessen Vorwurf Welthändel u(nd) Ereignisse der Zeit sind, sondern von der phantastischen Geburt eines humoristischen Schriftstellers, der die Gebilde des wirklich(e)n Lebens nur in der Abstraction des Humors wie in einem Spiegel auffassend reflectiert, die Rede ist.

E.T.A. Hoffmann in seiner Erklärung zum Zensurfall Meister Floh, 1822

Der heute vor allem als Autor fantastischer Märchen und Novellen in Erinnerung gebliebene Schriftsteller E.T.A. Hoffmann war zeitlebens ein scharfzüngiger Kritiker des preußischen Obrigkeitsstaates. Nach erfolgreichem Jurastudium just in den Regierungsdienst aufgenommen, nutzte er 1802 in Posen einen Karnevalsumzug, um unter dem Schutz der Maskerade Karikaturen hochrangiger städtischer Persönlichkeiten zu verteilen. Zur Strafe wurde er in eine wenig attraktive Region im östlichen Grenzgebiet versetzt.

Als künstlerisches Multitalent porträtierte Hoffmann die zeitgenössischen Auswüchse selbstgefälligen Philistertums in Zeichnungen und literarischen Werken, etwa der Gesellschaftssatire Klein-Zaches, genannt Zinnober (1819). Kurz vor seinem frühen Tod im Juni 1822 sah er sich sogar mit einem drohenden Gerichtsverfahren konfrontiert. Eine Episode seines Märchens Meister Floh enthielt eine kaum kaschierte Figuren-Parodie auf den Berliner Polizei-Ministerialdirektor Karl Albert von Kamptz, auf dessen Betreiben das Manuskript beschlagnahmt wurde. Es erschien im April 1822 nur in zensierter Fassung. Gegenüber seinem Vorgesetzten verteidigte sich Hoffmann mit einem Plädoyer für die Freiheit der Kunst, zu einem Prozess kam es nicht mehr. Die vollständige unzensierte Fassung von Meister Floh erschien erstmals 1908.