Carl Ernst Poeschel
Carl Ernst Poeschel
Es ist gleichgültig, ob sie (die Typografie) symmetrisch oder asymmetrisch aufgebaut ist, es ist gleichgültig, welche Schriften sie anwendet, wenn sie nur für den bestimmtem zu erreichenden Zweck richtig wählt und wenn sie die Gedanken, die sie an den Leser weiterleiten soll, auf dem kürzesten Wege und so leicht auffaßbar wie nur möglich vermittelt.
Carl Ernst Poeschel, Gegen Mechanisierung – für die Persönlichkeit. Ein offener Brief, 1933
Carl Ernst Poeschel absolvierte 1892 bis 1896 eine Buchdruckerlehre in der väterlichen Druckerei Poeschel & Trepte in Leipzig. Nach Arbeit als Schriftsetzer und Drucker in Halle, Zwickau und München und einem Studienaufenthalt in den USA wurde er zunächst Prokurist, dann Geschäftsführer der elterlichen Firma. Durch eine Reise nach England wurde er mit führenden englischen Buchkünstlern bekannt, darunter Edward Johnston, Douglas Cockerell, Eric Gill und Sir Emery Walker. Zusammen mit dem Buch- und Schriftgestalter Walter Tiemann gründete er 1907 in Leipzig die erste deutsche Privatpresse, die Janus Presse. Zugleich war es ihm ein Anliegen, nicht nur Bücher mit bibliophiler Ausstattung, sondern auch gut gestaltete Gebrauchsbücher herauszugeben. Dazu gründete er zusammen mit fünf weiteren Verlegern und Druckern die Verlagsgemeinschaft Der Tempel – Bund deutscher Verleger GmbH, die es sich fortan zur Aufgabe machte, gute Ausgaben deutscher Klassiker zu moderaten Preisen einem großen Leserkreis zugänglich zu machen.
Durch die auf hohem drucktechnischem Niveau und mit buchkünstlerischem Anspruch gestalteten Druckerzeugnisse entwickelte sich die Offizin Poeschel & Trepte zu einer der führenden Druckereien Deutschlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie wurde von den buchkünstlerisch engagierten Verlagen und den bibliophilen Vereinigungen vielfach in Anspruch genommen. Das waren zum Beispiel der Insel Verlag, die Verlage Eugen Diederichs, Julius Zeitler, S. Fischer, Georg Müller aber auch bibliophile Vereinigungen wie die Gesellschaft der Bibliophilen, der Leipziger Bibliophilen-Abend oder die Maximilian-Gesellschaft.