The Works of Geoffrey Chaucer
The Works of Geoffrey Chaucer
Mochten die Stilmittel aus der Vergangenheit stammen, für die Gegenwart wenig und für die Zukunft vielleicht schon gar nicht mehr taugen: Die Erinnerung daran, daß ein Buch ein Gesamtkunstwerk sein kann, wenn dem literarischen Inhalt die Anwendung von künstlerischen Prinzipien auf die äußere Gestalt entspricht, war die Botschaft, die viele sahen, aufgriffen und weiterentwickelten.
Hans-Christian Kirsch, William Morris – ein Mann gegen die Zeit, 1983
Der Band The Works of Geoffrey Chaucer von 1896 ist das Hauptwerk der Kelmscott Press. William Morris sah in dem englischen Dichter und Schriftsteller Chaucer (um 1340-1400) das Vorbild für sein eigenes literarisches Schaffen. Er gewann den Buchhändler und Autor Frederick Startridge Ellis (1830-1901) als Herausgeber sowie Edward Burne-Jones (1833-1898), einen Künstler aus dem Kreis der Präraffaeliten, für die Holzstich-Illustrationen. Morris selbst entwarf für den Text die Schrift „Chaucer Type“, eine Verkleinerung seiner „Troy Type“, die er für die Überschriften verwendete. Zudem zeichnete er die Entwürfe für die Bordüren und Initialen und lieferte auch Entwürfe für die Einbände, die in der Buchbinderei von Thomas Cobden-Sanderson (1840-1922) ausgeführt wurden.
Die Arbeit an der Ausgabe von den ersten Planungen bis zur endgültigen Fertigstellung des Pressendruckes dauerte fast fünf Jahre. Der erste Hinweis darauf findet sich in der dritten Werbeankündigung der Kelmscott Press im Dezember 1892. Das Interesse an der Ausgabe war groß; fast alle Exemplare der Auflage waren schon im Dezember 1894, also 18 Monate vor ihrem Erscheinen, im Voraus bestellt. Mit diesem und weiteren Büchern der Kelmscott Press wurde im Zusammenwirken von meisterhaftem Handwerk und Gestaltungswillen im Geist des Arts and Crafts Movement ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Morris gilt als Erneuerer der Buchkunst und seine Werke übten einen großen Einfluss auf deren weitere Entwicklung aus. Von England aus kamen seine buchkünstlerischen Ideen nach Deutschland, Europa und in die USA, wo es ebenfalls zur Gründung von Privatpressen kam, die dann auch Einfluss auf die kommerziellen Gebrauchsbücher nahmen.