Walter Tiemann
Walter Tiemann
Dreidimensional sei die Blickrichtung des Geistes, unbeschränkt in die Breite, unbeschränkt in die Tiefe und unbeschränkt in die Höhe.
Walter Tiemann, Deutsche Buchkunst 1890 bis 1960, 1963
Walter Tiemann, 1876 in Delitzsch geboren, studierte ab 1894 Malerei an der Kunstakademie in Leipzig und an der Kunstgewerbeschule in Dresden und absolvierte einen Studienaufenthalt in Paris. 1903 wurde er Lehrer für Buchgewerbe, Illustration und freie und angewandte Grafik an der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Zusammen mit dem Verleger und Buchdrucker Carl Ernst Poeschel gründete er 1907 – nach englischem Vorbild – in Leipzig die erste deutsche Privatpresse, die Janus Presse.
Tiemann arbeitete als Buchgestalter in Leipzig unter anderem für den Insel Verlag, den Julius-Zeitler-Verlag und den Kurt Wolff Verlag, aber auch für Eugen Diederichs in Jena, Rütten & Loening in Frankfurt am Main oder Albert Langen in München. Er schuf Neugestaltungen aller wichtigen Arten von Fraktur- und Antiquaschriften und erarbeitete über zehn Druckschriften, die alle bei der Offenbacher Schriftgießerei Gebr. Klingspor erschienen. Von 1920 bis 1941 stand Tiemann der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig als Direktor vor. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Akademie zu einer der wichtigsten und einflussreichsten Ausbildungsstätten für Buchgestaltung in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.