Ausbreitung des Buchdruckes
Ausbreitung des Buchdruckes
Vierzig Jahre nach der Gutenberg-Bibel hatte sich der Buchdruck am Markt endgültig gegen die Konkurrenz älterer Verfahren der Textverbreitung durchgesetzt. Nahezu jeder Interessierte konnte sich nun auf Messen und Märkten, von Druckern oder Wanderhändlern mit Lesestoff und Anschauungsmaterial versorgen (…) lassen.
Bettina Wagner, Vom Experiment zur Massenware – Medienwandel im fünfzehnten Jahrhundert, 2009
Nach der anfänglichen Geheimhaltung der Drucktechnologie durch Johannes Gutenberg und Johannes Fust begann sich die Innovation seit den 1460er Jahren im deutschsprachigen Raum auszubreiten. Nach Mainz, dem Wirkungsort Gutenbergs, folgten Bamberg, Straßburg, Köln und weitere Orte in Süddeutschland und Italien. Zahlreiche deutsche Drucker begaben sich auf Wanderschaft und verbreiteten ihr Wissen zur neuen Technik in ganz Mitteleuropa. Neben den Machtzentren der Kirche und Universitätsstädten gehörten auch Handelsplätze und Hansestädte zu den frühen Zentren des Buchdruckes. Der Ausbau von Verkehrs- und Vertriebsnetzen war eine Grundvoraussetzung für den Absatz des neuen Massenproduktes „Buch“. Die alten Fernhandelsstraßen – insbesondere die Via Regia (Königsstraße) und die Via Imperii (Reichsstraße) – hatten große Bedeutung für die Verbreitung des Buchdruckes und den Handel mit Büchern.
Bis 1500 entstanden an rund 250 Orten Druck-Offizinen, die sich teilweise auf bestimmte Literaturgruppen spezialisierten. Die Anzahl der Buchausgaben wird für diesen Zeitraum auf etwa 27.000 geschätzt und die Gesamtzahl der produzierten Drucke auf 17 Millionen. Dieser enorme Technologietransfer und Kulturfortschritt setzte sich – in Abhängigkeit von der ökonomischen und politischen Lage in einzelnen Regionen – auch in den nachfolgenden Jahrhunderten weltweit fort.