Joan Blaeus Großer Atlas

Doppelseite: Den Grooten Atlas
Europakarte aus der niederländischen Ausgabe des Großen Atlas von Joan Blaeu
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Joan Blaeus Großer Atlas

Kartenwerk der Superlative

Der Atlas maior bietet eine gute Übersicht über das geografische Wissen in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Zwar waren in einigen Fällen aktuellere oder bessere Informationen erhältlich, aber der Atlas maior war durch seine weite Verbreitung und breite Ausführung vielfach die einzig zugängliche Quelle.

Pieter van der Krogt, Der Atlas maior von Joan Blaeu, 2005

Der Große Atlas des Verlegers Joan Blaeu aus Amsterdam erschien ab 1659 und umfasst etwa 600 Karten. Blaeus Plan sah vor, neben dem geografischen Atlas noch jeweils einen Himmels- und Meeresatlas zu publizieren, was aber nie ausgeführt wurde. Dennoch ist der Atlas maior das größte Kartenwerk seiner Zeit, eine umfassende Kompilation aus neu erstellten und auch bereits vorhandenen Karten aus einem Zeitraum von etwa 100 Jahren. Alle Karten wurden in Kupferstich ausgeführt und teils schon im Verlag koloriert. Es gibt eine niederländische, eine lateinische, eine französische, eine spanische und eine deutsche Ausgabe. Die Kupferstichkarten wurden in allen Ausgaben verwendet, jedoch die Textseiten in der jeweiligen Sprache publiziert.

Das Werk umfasst je nach Ausgabe zwischen neun und zwölf Bänden, jede Ausgabe hat um die 5.000 Textseiten. Die Auflagenzahlen werden auf zwischen 200 und 650 Exemplare je Ausgabe geschätzt. Also mussten etwa 950.000 Kupferstiche und 544.000 Textseiten für 16.650 Bände gedruckt werden – eine Leistung, die Blaeu in einer eigenen Druckerei mit neun Buchdruck- und sechs Kupferdruckpressen bewerkstelligte. Eine weitere Druckerei kam noch dazu, die später abbrannte. Deshalb hat es Neuauflagen des Großen Atlas nach 1672 nicht mehr gegeben. Der Band kostete koloriert etwa 450 Gulden, nicht kolorierte Exemplare waren um etwa 100 Gulden günstiger. Zum Vergleich: Mit 400 bis 700 Gulden konnte man damals in Amsterdam die Jahresmiete eines Buchladens bezahlen. Im Deutschen Buch- und Schriftmuseum befindet sich ein Exemplar der niederländischen Ausgabe (Grooten Atlas), das durch ein Supralibros als früheres Eigentum der Familie van Reijgersberg gekennzeichnet ist.