Buchdruck und Reformation

Titelblatt: An den christlichen Adel deutscher Nation
Titelblatt: An den christlichen Adel deutscher Nation, Wittenberg 1520
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Buchdruck und Reformation

Eine Medienrevolution

Mit der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers in Wittenberg am 31. Oktober 1517 begann die kirchliche Reformation im Deutschen Reich. Nachdem er zunächst nur mündlich und brieflich mit Gelehrten und Theologen diskutiert hatte, entdeckte Luther bald die Möglichkeiten des Buchdrucks. Das große Interesse an einer Revision der grundlegenden Glaubensfragen führte zu einer Flut von Flugschriften und Pamphleten, in denen die Reformatoren ihre Ideen verbreiteten. Diese Drucke erreichten bis dahin unbekannte Auflagenhöhen und -zahlen. Allein im Jahr 1524, so wurde berechnet, sollen 2.400 Flugschriften in ungefähr 2,4 Millionen Exemplaren erschienen sein. Das war natürlich auch für die Drucker ein gutes Geschäft. Ein Aufschwung des Druckgewerbes in den bereits reformierten Orten war deutlich zu spüren.

Die meisten Publikationen erschienen in den Jahren von 1521 bis 1525, danach war die Reformation in vielen Gebieten etabliert. Nicht mehr so spektakuläre Höhepunkte erreichte die Flugblattproduktion nochmals um 1530 und 1546/47. Auch die Verbreitung von Luthers Bibelübersetzung muss zu den Publikationserfolgen dieser Zeit gerechnet werden. Von der 1534 erschienenen Gesamtausgabe wurden bis zu Luthers Tod mehr als 100.000 Exemplare verkauft. Rückwirkend wird die Reformation als erster geschichtlicher Prozess interpretiert, dessen Ablauf grundlegend vom Buchdruck beeinflusst wurde.