Europäischer Typendruck
Mit Gutenbergs beweglichen Lettern hat alles begonnen, was technische Datenverarbeitung heißen kann. Mit Gutenbergs beweglichen Lettern ist jeder Rede versprochen, im Glücksfall auch noch zu erscheinen.
Friedrich Kittler, Buchstaben – Zahlen – Codes, 2001
Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg markiert den Beginn einer tiefgreifenden technisch-industriellen und wissenschaftlich-kulturellen Umwälzung in der frühen Neuzeit. Etwa zehn Jahre brauchte Gutenberg für die Suche nach geeigneten Werkstoffen zum Typendruck und zum Erproben der Werkzeuge und Arbeitsschritte. Er griff auf bekannte Techniken zurück, verbesserte und verwandelte sie, erfand aber auch neue Geräte und Verfahren. Zu den Einzelerfindungen gehörte unter anderem die Entwicklung einer Legierung für den Letternguss, die Konstruktion eines Gießinstrumentes und diverser Vorrichtungen für den Typensatz sowie die Konstruktion der Buchdruckpresse. Anders als beim koreanischen Typendruck beruhte der Erfolg von Gutenbergs Methode auf der seriellen Herstellung beweglicher Lettern als Normteile in hoher Zahl und gleicher Qualität. Den Schlüssel dafür lieferte das Gießinstrument als Kernstück der Innovation Gutenbergs. Um 1450 setzte er seine komplexe Technologie in größerem Stil für den Druck der 42-zeiligen Bibel ein.
Entscheidend für die praktische Anwendung des neuen Systems der Textvervielfältigung war die Koordinierung der einzelnen Arbeitsschritte vom Schriftschnitt über den Letternguss und den Typensatz bis zur Korrektur und dem Druck. Aus dieser Arbeitsteilung gingen neue Berufsstände hervor. Als Voraussetzung für die massenhafte Verbreitung von Information und Wissen fand die Methode des europäischen Typendruckes weltweiten Transfer und blieb fast 400 Jahre lang ohne grundlegende Änderung wirksam.