Augustinus von Hippo

Porträt: Augustinus
Heiliger Augustinus, Cambridger Altarretabel von Simone Martini, 1320-1325
Directmedia Publishing GmbH, Berlin / Wikimedia Commons
354-430

Augustinus von Hippo

Kirchenlehrer, Bischof und Autobiograf in den letzten Jahren des Römischen Reiches

Wenn an einer Wahrheit Ärgernis genommen wird, ist es nützlicher, das Ärgernis entstehen zu lassen, als auf die Wahrheit zu verzichten.

Augustinus von Hippo, De libero arbitrio, 387-395

Augustinus, im Jahr 354 als Sohn eines Heiden und einer Christin in der nordafrikanischen Stadt Thagaste (heute Souk Ahras) geboren, lebte in einer Zeit des Übergangs zwischen Antike und Mittelalter. Erst drei Jahrzehnte zuvor hatte sich der Römische Kaiser Konstantin öffentlich zum Christentum bekannt, rund hundertfünfzig Jahre später war das antike Weltreich bereits zerfallen. Mit seinem in weiten Teilen der Nachwelt erhaltenen Werk steht Augustinus am Anfang der christlichen Theologie in lateinischer Sprache, seine einflussreichen Confessiones (Bekenntnisse) gelten als erste Autobiografie, die das eigene Leben auch im historischen Kontext verortet. Neben Hieronymus, Ambrosius von Mailand und Gregor dem Großen übte er als einer der vier Kirchenlehrer einen maßgeblichen Einfluss auf die Fortentwicklung der christliche Lehre aus.

Nach einem Rhetorikstudium in Karthago kam Augustinus 384 als Lehrer nach Mailand, wo er zwei Jahre später ein religiöses Bekehrungserlebnis hatte und sich in der Folge zu einem entsagungsreichen Leben bekannte. Nachdem er in der Küstenstadt Hippo das erste Kloster auf afrikanischem Boden gegründet hatte, wurde er 391 zum dortigen Bischof ernannt – ein Amt, das er bis zu seinem Tode bekleidete. In seinen Schriften unterteilte Augustinus im Rückgriff auf die antike Philosophie Platons die Wirklichkeit in unterschiedliche Ebenen der Erfahrbarkeit – die ewige, unveränderliche Ideenwelt und die veränderliche Erscheinungswelt. Mit seiner sogenannten Augustinusregel stellte er eine in ihren Grundzügen bis heute gültigen Regelkatalog für das Zusammenleben in klösterlichen Ordensgemeinschaften auf.