Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus

Porträt: Flavius Cassiodor
Flavius Cassiodor mit Buch, Buchmalerei aus der Gesta Theodorici, Fulda, vor 1176
Universitätsbibliothek der Universität Leiden / Ms. VUL 46, fol. 2r
490-583

Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus

Der Büchergewaltige

Welch glückliches Vorhaben, welch lobenswerte Geschäftigkeit stellt es dar, mit der Hand den Menschen zu predigen, mit den Fingern die Zungen zu lösen, schweigend den Sterblichen das Heil zu bringen und gegen die unfairen Verlockungen des Teufels mit Schreibrohr und Tinte zu kämpfen.

Flavius Cassiodor, Institutiones divinarum et saecularium rerum, um 551/562

Der römische Staatsmann, Gelehrte und Schriftsteller Flavius Cassiodor hatte wesentlichen Anteil an der Bewahrung und Vermittlung von bedeutendem Schrift- und Bildungsgut der Antike an das lateinischsprachige Abendland. Als Sohn einer wohlhabenden Senatorenfamilie kam er bereits mit 17 Jahren als Beamter an den Hofstaat des Ostgotenkönigs Theoderich. Nach dem Rückzug von seiner politischen Laufbahn gründete er um 554 auf den väterlichen Erbgütern in Kalabrien (Süditalien) das Kloster Vivarium. Hier widmete er sich philosophischen Studien, übersetzte antikes Schriftgut aus dem Griechischen ins Lateinische und verfasste zahlreiche eigene Werke.

Mit seiner Schrift Institutiones divinarum lieferte er einen Überblick über die antike Literatur und erklärte das sorgfältige Kopieren religiöser und ausdrücklich auch profaner Texte zur Aufgabe der Mönche. Die Abschriften sowie deren Vorlagen ließ er archivieren und zur ersten mittelalterlichen Bibliothek zusammenfassen. Damit legte Cassiodor den Grundstein für Rolle der abendländischen Klöster als Bildungsstätten.