Geist und Maschine
Welche gewaltige Arbeitsleistung aber zur Herstellung selbst des kleinsten Buches gehört, davon hat kaum jemand eine Ahnung. Diese Kenntnis zu vermitteln (...) ist die Aufgabe des Films ‚Geist und Maschine’.
Richard Brodführer im Filmskript zu Geist und Maschine, 1926
Der Film Geist und Maschine, im Jahr 1926 von den Döring-Film-Werken Hannover produziert, gilt als einer der ersten großangelegten Versuche des deutschen Buchhandels, das neue (Konkurrenz-)Medium Films zu Werbezwecken zu nutzen. Aus Anlass des 100jährigen Verlagsjubiläums erhielt Richard Brodführer, damals Lektor des Bibliographischen Instituts, von der Firmenleitung den Auftrag, ein Skript zu einem Stummfilm über die hauseigene Buchproduktion und vor allem die Herstellung von Meyers Lexikon zu erarbeiten. Unter der Regie von Oberingenieur Dreyer und August Koch entstand daraus eine 1.600 Meter lange Kino-Dokumentation, der im August 1926 den deutschen Zensurbehörden vorgelegt und als jugendfrei eingestuft wurde.
Der Film, von dem zwei unterschiedlich lange Fassungen hergestellt wurden, beschreibt die technischen Abläufe der zeitgenössischen Buchherstellung in bisher unerreichter Vollständigkeit und (Bewegtbild-)Detailgenauigkeit. Dargestellt werden unter anderem die Arbeiten in der Setzerei, an den Rotationsmaschinen sowie in der Galvanoplastischen Anstalt und Buchbinderei. Während die erste Schnitt-Version noch mit Begleitvortrag vorgeführt wurde, war die zweite aus dem Jahr 1929 selbsterklärend. Neben der gezielten Werbung für Meyers Lexikon sollte Geist und Maschine auch die Leistungsfähigkeit des Buchhandels insgesamt demonstrieren und einem Laienpublikum verständlich machen. Von der Fachpresse wurde der Film ausführlich besprochen und innerhalb der Buch-Branche – etwa durch Eintrittskarten-Rabatte für die Stammkunden von Sortimentsbuchhändler – aufwändig beworben. Eine Kopie lagert im Filmarchiv des Bundesarchivs.