Bucheinband: Eine Weltreise
Umschlagvorderseite von Hans Meyers Buch Eine Weltreise, erschienen in Leipzig 1885. Der Leipziger Verleger und Mitinhaber des Bibliographischen Instituts Hans Meyer (1858-1929) war Forschungsreisender und wurde 1915 als überzeugter Vertreter deutscher Kolonialpolitik Inhaber eines Lehrstuhls für Kolonialgeographie an der Universität Leipzig.
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig, Fotografie: Michael Setzpfandt

Reisen

Das A-Z der Industrialisierung

Erst, wenn der Automobilismus aufhört, ausschließlich ein Sport zu sein, wird er für die Kunst des Reisens das bedeuten, was seine eigentliche Bestimmung ist. (…) Das Eigentliche dieser großen neuen Erscheinung, die den Rang eines starken Kulturfaktors hat, liegt nicht im Sport. Der hat nur Experimentalwert. In der Ausnutzung seiner Resultate für das allgemeine, in seiner Übersetzung ins praktische Leben liegt die Zukunft des Automobilismus.

Otto Julius Bierbaum, Eine empfindsame Reise im Automobil, 1903

Reisen ist eine gezielte Fortbewegung einer oder mehrerer Personen. Diese erfolgt zu Fuß oder mit Verkehrsmitteln, die entweder als öffentliches System (Netz) regelmäßig zur Verfügung stehen und nach einem Fahrplan verkehren (Chronometer), oder aber mit individuell organisierten Verkehrsmitteln. Reisen kann der Bildung und der Wissenschaft dienen oder der Förderung von Gewerbe und Handel. Eine Reise ohne Wiederkehr ist die Auswanderung. 

Als eine Folge der Industrialisierung entstand seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine zunehmende Nachfrage für den Tourismus, zunächst in England, dann im übrigen Kontinentaleuropa. Begünstigt durch neue Infrastrukturen (Hotels, Verkehrsmittel Dampfschiff und Eisenbahn) und Vermarktung (Reisebüros, Verkehrsgesellschaften) sowie durch die allmähliche Entstehung eines wohlhabenden Bürgertums blühten Kurorte und Seebäder auf und die Alpen wurden touristisch erschlossen. Sinnbild für eine neue Kultur und Ökonomie des Reisens wurden die seit 1835 erscheinenden Reiseführer von Karl Baedeker.