Friedrich Theodor Vischer
Friedrich Theodor Vischer
Von Tagesanbruch bis in die späte Nacht, solang irgendein Mensch um den Weg ist, denkt das Objekt auf Unarten, auf Tücke. (...) So lauert alles Objekt, Bleistift, Feder, Tintenfass, Papier, Zigarre, Glas, Lampe – alles, alles auf den Augenblick, wo man nicht acht gibt.
Friedrich Theodor Vischer, Auch Einer, 1897
Von 1825 bis 1830 hatte Friedrich Theodor Vischer, 1807 als Sohn eines Seelsorgers geboren, in Tübingen Theologie und Philosophie studiert und habilitierte sich 1836 für Ästhetik und Literaturwissenschaften. 1837 wurde er außerordentlicher Professor, 1844 Ordinarius. Mit einer sehr freimütigen Antrittsvorlesung, in der er sich zum Pantheismus bekannte, handelte er sich 1845 ein zweijähriges Lehrverbot ein. 1848 beteiligte er sich an der Märzrevolution und gehörte in der Frankfurter Nationalversammlung als Abgeordneter der Linksdemokraten zur gemäßigten Linken. Seine zweibändige Sammlung von politischen Aufsätzen Kritische Gänge (1844) wurde auf den Index gesetzt, 1860 erschien eine erweiterte Ausgabe.
Von 1855 bis 1866 lehrte Vischer in Zürich. Schließlich wurde er Professor am Stuttgarter Polytechnikum und hielt bis 1877 Vorlesungen. Zwei Jahre später veröffentlichte er den Roman Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft, der durch das Motiv der Begegnung eines Exzentrikers mit der „Tücke des Objekts“ große Popularität erlangte und viele Auflagen erlebte. Zehn Jahre später starb der Erfolgsautor – seit 1864 Mitglied der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften – nach einer schweren Infektion auf einer Reise nach Venedig.