Louis Braille
(…) wir Blinden verdanken Louis Braille ebensoviel wie die gesamte Menschheit Gutenberg.
Helen Keller in einer Rede anlässlich des 100. Todestages von Louis Braille, 1952
Im Jahr 1820 lernte der elfjährige Louis Braille erstmals die sogenannte Nachtschrift kennen – eine der ersten Punktschriften, entwickelt von Charles Barbier, einem Artilleriehauptmann – und er erfasste sofort deren Potential. Louis, welcher im Alter von drei Jahren durch einen Unfall mit einem Sattlerwerkzeug erblindete, war stets unzufrieden mit den bis dahin stark beschränkten Möglichkeiten für Blinde, ebenfalls Lesen und Schreiben zu lernen. Überdurchschnittlich intelligent und wissenschaftlich interessiert, suchte er nach einem praktikablen und einheitlichen Mittel zur Alphabetisierung blinder Menschen. Basierend auf Barbiers Idee, Zeichen in ein Muster aus ertastbaren Punkten zu übertragen, entwickelte er mit nur 16 Jahren ein universell einsetzbares, einfach zu ertastendes Schriftsystem aus sechs Punkten – die Brailleschrift. Er ergänzte sie um weitere Schriften wie eine spezielle Musikschrift für blinde Musiker, ein Anliegen das ihm – selbst musikalisch hochbegabt und nicht nur als Lehrer am weltweit ersten Blindeninstitut in Paris, sondern auch als Organist tätig – sehr wichtig war.
Als Louis Braille 1853 an Tuberkulose starb, war seine Sechs-Punktschrift in Frankreich bereits offiziell anerkannt, ihren weltweiten Triumph jedoch erlebte er nicht mehr. Heute ist Braille die international bekannteste Blindenschrift und wird in sprachlich angepasster Form in fast allen Ländern der Erde verwendet. Außer dem Grundalphabet für den normalen Schriftverkehr existieren auch noch eigene Brailleschriften für spezielle Themen, beispielsweise eine Braille-Schachschrift und sogar eine Braille-Strickschrift.