Chinesisches Bambusbuch
Chinesisches Bambusbuch
Das handgeschriebene Waffenverzeichnis fällt durch seine für unsere Schriftkultur ungewohnte Form ins Auge. Es besteht aus 13 schmalen Bambusstreifen, welche mit Schriftzeichen versehen und durch zwei Schnüre miteinander verbunden sind. Das Original stammt aus Nordchina, aus der Han-Dynastie (206 v. Chr.-200 n. Chr.). Neben militärischen und zeremoniellen Dokumenten, Verträgen und Gesetzen wurden unter anderem auch wichtige Texte über Medizin, Kriegskunst, Geschichte sowie philosophische Klassiker des Daoismus und Konfuzianismus beispielsweise das I Ging (Buch der Wandlungen) oder das Li Ji (Buch der Riten) auf solchen Tafeln aus Bambus festgehalten.
Lange vor der Erfindung des Papiers nutzte man in China andere Materialien wie Stein, Bronze, Knochen oder Muscheln, um Informationen schriftlich zu fixieren. Historisch Aufzeichnungen lassen vermuten, dass bereits seit dem 21. Jahrhundert v. Chr. Holz- oder Bambustäfelchen als Beschreibstoff Verwendung fanden. Mit Hanf- oder Seidenschnüren verband man diese zu langen, roll- oder faltbaren Tafeln und so entstanden – um das 6. Jahrhundert v. Chr. – erste frühe Formen des Buches. Die Herstellung dieser pflanzlichen Schriftträger, auch „Jian Ce“ oder „Jian Du“ genannt, war sehr aufwendig. Der Bambus musste getrocknet, entrindet, in Täfelchen geschnitten und über Feuer getrocknet werden, um eine lange Haltbarkeit zu erreichen. Länge und Anzahl der Täfelchen variierte je nach Bedeutung des Textes. Geschrieben wurde mit Pinsel und wasserunlöslicher Tinte oder Tusche. Die längliche Form und Anordnung der Tafeln bestimmte die Schreibrichtung – in Spalten von oben nach unten und von rechts nach links – und prägte so über viele Jahrhunderte das Erscheinungsbild der traditionellen chinesischen Schrift bis zur Schriftreform im Jahr 1956.