Johann Gottfried Herder
Johann Gottfried Herder
Ists wahr, daß wir ohne Gedanken nicht denken können, und durch Worte denken lernen: so giebt die Sprache der ganzen menschlichen Erkenntnis Schranken und Umriß.
Johann Gottfried Herder, Fragmente, 1868
Johann Gottfried Herder wurde 1744 im ostpreußischen Mohrungen geboren und studierte ab 1762 Theologie in Königsberg, wo er unter anderem auch die Vorlesungen Immanuel Kants besuchte. Zu dieser Zeit entstanden erste literarische, philosophische und kulturgeschichtliche Schriften. Großes Interesse hegte Herder – 1764 an die Domschule in Riga berufen – für die Sprachphilosophie, die in den 1850er und 1860er Jahren Gegenstand intensiver akademischer Debatten war. Während einige Gelehrte wie etwa Johann Peter Süßmilch die Sprache als gottgegeben ansahen, betrachteten sie andere wie der Franzose Etienne Bonnot de Condillac als Weiterentwicklung tierischer Verständigungsformen. Herder selbst formulierte seine Auffassung in seiner preisgekrönten Abhandlung über den Ursprung der Sprache, die er 1772 veröffentlichte. Die Sprache erachtete er als vernunftgeleiteten Ausgleich für den menschlichen Mangel an Instinkt und zugleich als Voraussetzung für gedankliche Reflexion und den Erwerb von Wissen,
Nach beruflichen Stationen als reisender Fürstenerzieher und Hofprediger in Bückeburg ließ sich Herder 1776 in Weimar nieder und schloss dort unter anderem Freundschaft mit Goethe, mit dem er sich später wieder überwarf. In Weimar entstand unter anderem auch sein Hauptwerk Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784-91). Im Alter hatte Herder sowohl mit gesundheitlichen als auch finanziellen Problemen zu kämpfen. Er starb 1803 – einige Monate vor seinem 60. Geburtstag – nach einem Kuraufenthalt. Mit seinem Werk übte er großen Einfluss auf die bildungsbürgerliche Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts aus. Als Volkskundler betrieb er Studien zum Charakter einzelner Nationen. Verdienste erwarb er sich auch als literarischer Übersetzer.