Wilhelm von Humboldt
Wilhelm von Humboldt
Der Mensch ist nur Mensch durch Sprache.
Wilhelm von Humboldt, Über das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung, 1820
Gemeinsam mit seinem die Welt umreisenden jüngeren Bruder Alexander gilt Wilhelm von Humboldt – 1767 in Potsdam geboren – als Inbegriff des preußischen Universalgelehrten seiner Zeit. Als Reformer des Bildungswesens, Diplomat und Staatsmann erwarb er sich bleibende Verdienste. Die Berliner Universität, die er 1809 mitbegründete, trägt seit 1949 seinen Namen. Im Geiste der preußischen Reformen im frühen 19. Jahrhundert engagierte sich Humboldt für eine Abkehr vom autoritären Militärstaat der Hohenzollernkönige, der 1806 im Kampf gegen Napoleon eine empfindliche Niederlage erlitten hatte. Stattdessen setzte er sich sich für ein liberales Staatswesen sowie ein flächendeckendes Angebot humanistischer Bildung ein.
Im fortgeschrittenen Alter ließ sich Humboldt auf dem elterlichen Anwesen Schloss Tegel bei Berlin nieder, das er von dem bekannten Architekten Karl Friedrich Schinkel nach eigenen Vorstellungen umgestalten ließ. Bis zu seinem Tod 1835 beschäftigte er sich dort vor allem mit ausgiebigen Sprachstudien. Seine sprachwissenschaftliche Bibliothek galt als die größte ihrer Art. Humboldt beherrschte unter anderem Englisch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Ungarisch, Tschechisch und Litauisch; zudem befasste er sich mit Sprachen aus den verschiedensten Regionen und Kulturkreisen, unter anderem dem polynesischen Raum. In den unterschiedlichen Sprachen der Welt kristallisierten sich Humboldt zufolge verschiedene Weltansichten heraus, da allein die Sprache dem Menschen die ihn umgehebende Realität naheführe. Wichtige Schriften zu diesem Thema sind Über das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung (1820) sowie Über die Buchstabenschrift und ihren Zusammenhang mit dem Sprachbau (1824).