Die Installation matrix abc 52 des Medienkünstlers Boris Petrovsky ist ein einzigartiges Kommunikationssystem, das in der Ausstellung Zeichen – Bücher – Netze des Deutschen Buch- und Schriftmuseums als analoges Medium in der Vitrine wie auch synchron als mobile Applikation im Web angesteuert und gelesen werden kann. Die Besucher und User sind aufgefordert, Botschaften mit bis zu 52 Zeichen an die Matrix, die aus zwei sich überlagernden Leuchtröhren-Systemen besteht, zu senden: Entweder über die Tastatur direkt an der Vitrine oder die netzbasierte Chat-Applikation via mobiler Geräte, die über das Abfotografieren des QR-Codes (siehe Bild) erreichbar ist. Buchstabe für Buchstabe und Wort für Wort wird eine Botschaft in der Matrix aufleuchten. Einer Botschaft in Blau folgt eine Antwort in Rot, die von Menschen oder automatisch von einer Maschine generiert wird.

Ob die Antworten von anderen Usern aus dem Live-Chat, einem Google News-Feed oder einem Chatbot stammen, also natürliche Sprache simuliert wird, darüber kann der Lesende nur spekulieren. Darüber hinaus hinterlassen die Botschaften keine Spuren in digitalen Archiven, wenn sie sich nach ihren Erscheinungen im Licht wieder auflösen. Nur für einen Moment des Lichtspiels bleiben User und Matrix über Zeichen, Sprache, Vorstellung, Ding und Material verbunden. Anders als die raschen Informationsprozesse, denen sich Menschen häufig noch anzupassen versuchen, steht das System der Leuchtröhrenmatrix für Entschleunigung. Die Anwendung setzt auf historische wie aktuelle Technologien der Zeichen- und Informationsverarbeitung und steht damit ganz im Kontext der mediengeschichtlichen Exposition der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.