Bänkelheft zum Pfennigpreis
Bänkelheft zum Pfennigpreis
... und haben Sie di Gelegenheit und Möglichkeit, ausführliche Einzelheiten der Tat und der Verhaftung der Dienstmädchenmörder in einem Balllokal sowie den Vollzug der Hinrichtung, alles auf das genaueste schön lang beschrieben, nachzulesen mit anderen wahrhaftigen, erschütternden Begebenheiten. Drei Hefte für nur einen Groschen.
Robert A. Stemmle, Herzeleid auf Leinwand, 1962
Der Verkauf der kleinformatigen Bänkel- oder Moritatenheftchen war das eigentliche Ziel des Bänkelvortrags – denn davon lebten die Sänger. Die für circa 10 Pfennige verkauften Hefte enthielten die ausführliche Erzählung, den Liedtext, selten eine bildliche Darstellung. Hatten die Sänger die Texte und Lieder vorerst selbst verfasst und verlegt, so etablierten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts eigene Verlage für die Heftchenproduktion, die nun massenweise unters Volk kamen.
Die Zensurbehörden sahen das Bänkelwesen mit Skepsis – mit der Verpflichtung zum Druck erhoffte man sich Kontrollmöglichkeiten; Bildtafeln und Lieder mussten oft ein Genehmigungsverfahren durchlaufen. Deutschlands sogenannter „letzter Bänkelsänger“, der Berliner Ernst Becker, hinterließ 1966 eine Liedaufnahme zur abgedruckten Bänkelgeschichte.