Bibliotheken

Abbildung: Bibliothek von Alexandria
Das Innere der Bibliothek von Alexandria nach neuzeitlicher Vorstellung, Abbildung aus einem Werk von Otto von Corvin, 19. Jahrhundert
Oak Knoll Press / Wikimedia Commons

Bibliotheken

Wissensarchive der Menschheit

Eine Büchersammlung kann mir Gefühle erwecken, denjenigen verwandt, mit denen man den gestirnten Himmel betrachtet.

Thomas Mann

Seit Anbeginn der schriftlichen Aufzeichnungen sind Bibliotheken Projektionsflächen menschlicher Sehnsüchte und Wunschvorstellungen. Von der berühmtesten Bibliothek der Antike in Alexandria reichen die kollektiven Vorstellungsbilder über die Skriptorien des Mittelalters – medial aufbereitet etwa durch Umberto Ecos Roman Der Name der Rose – bis hin zu phantastischen Entwürfen wie Jorge Luis Borges’ literarischer Utopie Die Bibliothek von Babel. Bibliotheken bergen die Versprechung des versammelten und systematisierten Weltwissens – eine hehre Traumvorstellung, die heutzutage mehr und mehr in der globalisierten virtuellen Wolke des Internets Gestalt annimmt.

Die ersten bezeugten Bibliotheken finden sich im Alten Orient (zum Beispiel die Bibliothek des Assurbanipal in Ninive, 7. Jahrhundert vor Christus); nach der europäischen Christianisierung blieben Bibliotheken bis zur Zeit Karls des Großen in der Hand des Klerus. In der Neuzeit entstanden Universitäts- und später Fürstenbibliotheken. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts trugen öffentliche Bibliotheken dem gesteigerten Lesebedürfnis einer alphabetisierten Bevölkerung Rechnung. Durch die Archivierung von Pflichtexemplaren, die Einrichtung von Nationalbibliotheken und Verbundkatalogen sowie die umfangreichen Maßnahmen zur Bestandsdigitalisierung heutzutage wird die Bereitstellung und Bewahrung von Wissen seither ständig optimiert.