Ulrich Bräker

Gemälde: Ulrich Bräker
Porträt von Ulrich Bräker, Ölbild, circa 1793; das Original befindet sich im Toggenburger Heimatmuseum Lichtensteig.
Toggenburger Heimatmuseum Lichtensteig / Wikimedia Commons
1735-1798

Ulrich Bräker

Ein lesender Bauer in der Schweiz

welche – wollust – mich – bey einsamen stunden mit so viel menschenfreünden zu unterhalten – grosser – edler seelen aus allen gegenden unsers welttheils – jhre gedanken zulesen – warlich ein seltenes glük

Ulrich Bräker, Selbstgespräch, Tagebucheintrag vom 6. März 1787

Der Tagelöhner, Kleinbauer und Garnhausierer aus dem Kreis Toggenburg in der Ostschweiz hatte eine Leidenschaft: Lesen und seine Welt- und Lesersicht beschreiben. Ob in seiner Autobiografie oder in seinen ab 1768 geführten Tagebüchern – stets dokumentierte Ulrich Bräker seine geistige Parallelwelt inmitten des bäuerlichen, ärmlichen Alltags. Mit der Hilfe Johann Wilhelm Ambühls, des Pfarrers seiner Heimatgemeinde, fanden seine Schriften später eine Publikationsplattform im renommierten Verlag des Züricher Historikers Hans Heinrich Füssli.

1780 verfasste Bräker seine Kommentare zum Werk William Shakespeares. In der bürgerlichen Lesegesellschaft von Lichtensteig, in der er literarische Gesprächspartner und Zugang zur Unterhaltungsliteratur fand, blieb er freilich zeitlebens ein Kuriosum: ein bald gerühmter Bauernliterat und doch ein armer Mann, der sich mit seiner Frau um jede Nutzung des kostbaren Leselichts streiten musste.