Einbände – Provenienzen
Die Provenienz, also die Herkunft von Druckwerken, ist ein wichtiger Bestandteil der exemplarspezifischen bibliothekarischen Erschließung. Nach der formalen und der inhaltlichen Kategorisierung markiert sie das dritte Niveau der Erschließungstiefe. Eigentümerhinweise wie Supralibros und Exlibris, aber auch handschriftliche Einträge, Initiale, Stempel oder Widmungen lassen Rückschlüsse auf die vorherigen Besitzer von Druckwerken zu und erlauben so mitunter aufschlussreiche Einblicke in deren Lesegewohnheiten: Lassen sich Lektürespuren eventuell in Leben und Werk des (berühmten) Lesers finden? Gibt es persönliche Anmerkungen im Buch, die darauf schließen lassen, wie das Gelesene aufgenommen wurde? Welche Bücher waren bei besonderen Leserkreisen oder in besonderen Regionen besonders populär?
Provenienzen sind von Bedeutung für den Antiquariatsbuchhandel und die Bibliophilie. Sie sind wesentliches Archivierungskriterium bei der Sicherung von bedeutenden Nachlässen. Ein besonderer Forschungszweig widmet sich dem Wiederauffinden von geraubten Kulturgütern, der sogenannten Beutekunst. In der Washingtoner Erklärung aus dem Jahr 1998 sicherten die Bundesrepublik Deutschland und 43 weitere Staaten zu, geeignete Maßnahmen zur Rückgabe von NS-Raubkunst zu treffen.