Leihbibliotheken
Alles will jetzt lesen. Gelehrte und Ungelehrte, Handelsleute, Handwerker, Ökonomen, Militärpersonen, Alte und Junge, männliches und weibliches Geschlecht sucht einen Teil mit Lesen auszufüllen … selbst Garderobenmädchen, Kutscher und Vorreuter nicht ausgenommen.
Hannoversches Magazin, 1782
Leihbibliotheken waren kommerzielle Einrichtungen, die gegen Gebühren Bücher verliehen. Das gestiegene Lesebedürfnis seit dem 18. Jahrhundert beförderte fast in jeder deutschen Stadt eine solche Institution populärer Literaturverbreitung. Im 19. Jahrhundert spezialisierten sich die Leihbibliotheken immer mehr auf belletristische Literatur und standen damit im Argwohn der Zensur. Die Leihinstitute nahmen Dreiviertel der Romanproduktion auf; außerdem war Fremdsprachiges im Angebot, das zeitnah in „Übersetzungsfabriken“ bearbeitet wurde. Autoren wie August Lafontaine, Walter Scott und August von Kotzebue führten die Ausleihlisten an.
Neben Leihbibliotheken gab es Lesezirkel, Lesekabinette und Lesegesellschaften, die der gemeinsamen Nutzung und Diskussion von Lesestoffen dienten.