Augsburger Symbolkalender
Augsburger Symbolkalender
Bilder, Zeichen und Symbole können Leseungeübten oder -unkundigen schriftliche Texte erschließen oder gar ersetzen. Lange bevor Kinder in der Schule sinnverstehendes Lesen erlernen, können sie Situationen, Bilder und Piktogramme lesen. In diesem christlichen Kalender aus dem Jahr 1587 machen symbolische Zeichen den Jahreslauf auch für Analphabeten verständlich. Bilder symbolisieren kirchliche Fest- und Heiligentage; Aderlasszeichen, Mondphasen, Sternzeichen sowie Wettersymbole gaben Hinweise für die Gesundheit und Lebenspraxis. Diese oft mit Verzierungen versehenen Kalender erfreuten sich als Wandschmuck großer Beliebtheit. Sie dienten der Bevölkerung als alltägliches Ordnungssystem und wurden so fester Bestandteil der Volkskultur. Die Weisheiten der noch heute populären Bauernkalender oder die auf Erfahrung beruhenden Wetterprognosen des sogenannten Hundertjährigen Kalenders sind Erbe dieser Tradition.
Ab dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts erhielten die Symbolkalender von den Kalenderheften in Quartform Konkurrenz, die sich – mit den Texten versehen – allerdings primär an die gebildeten Nutzer richteten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden Kalender von Kolporteuren vertrieben.