1892-1940

Walter Benjamin

Analytiker der kulturellen Massenproduktion

Die Reproduktionstechnik, so ließe sich allgemein formulieren, löst das Reproduzierte aus dem Bereich der Tradition ab. Indem sie die Reproduktion vervielfältigt, setzt sie an die Stelle seines einmaligen Vorkommens sein massenweises. 

Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, 1936

Vor allem aufgrund seiner beiden schmalen Aufsätze Kleine Geschichte der Fotografie (1931) und Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1936) gilt Walter Benjamin als einer der bedeutendsten Kunst- und Medientheoretiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum seiner Theorie steht der Kunstwerkbegriff der Moderne, als dessen wesentliches Merkmal Benjamin die Möglichkeit der technischen Vervielfältigung ausmacht: Nach seiner Auffassung zeichneten sich künstlerische Arbeiten bis ins 19. Jahrhundert vor allem durch eine Aura der Einzigartigkeit aus, die ihnen rituellen Kultwert verliehen habe. Demgegenüber seien neuartige Verfahren wie Fotografie und Film, die technischer Hilfsmittel bedürfen, als medialer Ausdruck einer materialistischen Massengesellschaft zu werten.

Benjamin emigrierte aufgrund seiner jüdischen Abstammung im September 1933 ins Pariser Exil, wo er sechs Jahre lang unter wirtschaftlich kläglichen Verhältnissen lebte. In der Nacht vom 26. auf den 27. September 1940 nahm er sich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten im spanischen Grenzort Portbou das Leben.