Bertolt Brecht
Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheueres Kanalsystem, (…) wenn er es verstünde, (…) den Zuhörer nicht nur hörend, sondern auch sprechend zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern in Beziehung zu setzen.
Bertolt Brecht, Der Rundfunk als Kommunikationsapparat, 1932
Bertolt Brecht war ein zwar noch junger, als Autor der Dreigroschenoper (1928) aber dennoch bereits etablierter Schriftsteller, als er für das Baden-Badener Kammermusikfest 1929 sein erstes Lehrstück Lindberghflug verfasste. Inhaltlich inspiriert durch die im Vorjahr erfolgte Atlantiküberquerung des Amerikaners Charles Lindbergh, nutzte er diese Auftragsarbeit, um seine Vorstellungen von einer demokratischen Nutzung der neuen Rundfunk-Technik zu verdeutlichen: Das Stück sollte nicht nur unterhalten, sondern die Zuhörer als Mitwirkende aktiv – etwa durch den vorbereiteten Vortrag einzelner Gesangspassagen – mit einbeziehen.
Seine medienpädagogischen Überlegungen führte Brecht drei Jahre später in seiner Rede Der Rundfunk als Kommunikationsapparat zusammen, in der er vor allem die Aufhebung der starren Sender-Empfänger-Konstellation forderte. Neben der Umsetzung experimenteller Kunstformen – in Abgrenzung etwa zum bürgerlichen Theater – erwartete er vom Radio Aktualität und politische Information anstelle vorproduzierter Inhalte. Bereits 1927 umfassten seine Vorschläge für den Intendanten des Rundfunks unter anderem die landesweite Übertragung von Parlamentsdebatten sowie regelmäßige Diskussionssendungen mit Fachleuten.