Bücher als Billigware

Umschlagvorderseite: Der große Kamerad
Umschlagvorderseite zur frühen rororo-Publikation Der große Kamerad von Alain Fournier, 1946. Der Band umfasst 31 Seiten.
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig, mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlages

Bücher als Billigware

Lektüre für den Massenmarkt

Obgleich die Jahrhunderte währende Praxis des handschriftlichen Kopierens durch die Erfindung des beweglichen Letterndrucks obsolet geworden war, blieben Bücher lange Zeit noch ein rares Gut. Durch die teure Herstellung und den niedrigen Alphabetisierungsgrad war die Zahl potentieller Leser anfangs sehr begrenzt. Dies änderte sich erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit der beginnenden Industrialisierung, die vor allem in den rasch wachsenden Städten einen Massenmarkt für Bücher entstehen ließ. Bereits 1796 entwickelte Alois Senefelder mit der Lithografie ein einfaches Verfahren zur Vervielfältigung, doch erst 1904 entstand als Weiterentwicklung dieses Prinzips der moderne Offsetdruck, durch den Druckerzeugnisse auch in hohen Auflagen kostengünstig hergestellt werden konnten.

In den folgenden Jahren setzte nach und nach eine Diskussion um die Herstellung moderner Gebrauchsbücher ein, denen konservative Kreise und auch die bibliophile Bildungselite mit Skepsis begegneten. Durchsetzen konnte sich das Buch für jedermann erst in der Nachkriegszeit. Pionierarbeit leistete diesbezüglich der Rowohlt Verlag, der von 1946 bis 1949 ausländische Literatur im Zeitungsdruck veröffentlichte. Aus diesen sogenannten Rotationsromanen entwickelten sich ab 1949 die bis heute erscheinenden rororo-Bände, die ebenfalls auf Zeitungspapier gedruckt sind. Durch den überwältigenden Erfolg der Reihe machte das Beispiel schnell Schule. Die Ära des preiswerten Taschenbuchs begann.