Alexander Kluge
Ich bin der Meinung, daß die wirkliche Qualität eines Autors in der Aufmerksamkeit liegt, durch die er aus der Vielfalt gesellschaftlicher Phänomene ein Bild herauswählt, das dann wie ein Kristallgitter funktioniert.
Alexander Kluge im Interview mit Ulrich Gregor, 1976
Dem erfolgreichen Abschluss seiner juristischen Promotion zum Trotz wandte sich Alexander Kluge Ende der 1950er Jahre beruflich den schönen Künsten zu. Nach einem Volontariat in der Produktionsfirma CCC-Film drehte er mit Abschied von gestern (1960) eines der stilbildenden Schlüsselwerke des Neuen Deutschen Films, dessen programmatisches Gründungsdokument – das Oberhausener Manifest – er 1962 mitunterzeichnete. Unter dem Motto „Papas Kino ist tot!“ strebte die Gruppe junger Filmemacher ein neues gesellschaftskritisches Kino jenseits der unterhaltsamen Genrefilme an, das sich auch durch formale Experimente auszeichnen sollte. Neben weiteren Filmen veröffentlichte Kluge auch Kurzgeschichten sowie essayistische Schriften. In Öffentlichkeit und Erfahrung, 1972 gemeinsam mit dem Soziologen Oskar Negt verfasst, stellte er dem durch Einmaligkeit und Dauer charakterisierten Medienkonsum der klassischen Öffentlichkeit die flüchtige Wiederholbarkeit elektronischer Medien gegenüber.
Mit dem Aufkommen des deutschen Privatfernsehens Ende der 1980er Jahre verlagerte Alexander Kluge einen Großteil seines kreativen Schaffens auf den Bildschirm, wo er seither mit den eigenwilligen Formaten seiner Produktionsfirma dctp die Erwartungshaltung des Publikums radikal unterwandert. Mit seinen thematisch wie stilistisch unkonventionellen Dokumentationen, vor allem aber durch seine teils realen, teils fiktiven Interviews changiert Kluges TV-Werk zwischen Irritation, Information und Komik. Im Jahr 2007 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz.