Leitmedium Fernsehen
Nach technisch noch unausgereiften Anfängen zur Zeit der nationalsozialistischen Diktatur etablierte sich das Fernsehen in Deutschland während der 1960er Jahre als Massenmedium. 1952 sahen bereits 15 Millionen Amerikaner, aber nur etwa 300 Deutsche fern, deren Zahl bis 1957 auf 1 Million stieg. Nach über drei Jahrzehnten des öffentlich-rechtlichen Rundfunkmonopols läutete das Kabelpilotprojekt Ludwigshafen 1984 eine neue Ära ein, indem es erstmals auch privaten Anbietern Zugang zum deutschen Sendenetz gestattete. Rund zehn Jahre später war die Entwicklung des dualen Systems mit dem flächendeckenden Empfang kommerzieller, werbefinanzierter Rundfunksender wie RTL, Sat.1 und ProSieben abgeschlossen.
Ungeachtet der zunehmenden Konkurrenz durch das Internet gilt Fernsehen auch heute noch als Leitmedium: 2012 sahen Deutsche durchschnittlich 222 Minuten am Tag fern. Trotz des Fortbestands von Nachrichten-Klassikern wie der Tagesschau und langlebigen Unterhaltungsshows wie Wetten, dass? hat die zunehmende Programmvielfalt in den letzten Jahren zu einer stärkeren Ausrichtung einzelner Kanäle auf spezielle Zielgruppen geführt. Wie andere Medien auch ist die Fernsehgeschichte von Format-Moden geprägt: So erwiesen sich in den 1990er Jahren vor allem Talkshows und Gerichtssendungen als populär, in der Folge von Wer wird Millionär? und Big Brother später dann Spielshows und Reality-Sendungen. Inzwischen scheint auch der Boom von Casting-Shows wie Deutschland sucht den Superstar und Germany’s Next Topmodel seinen Zenit überschritten zu haben. Die Zukunft des Fernsehens als Leitmedium ist angesichts des Vormarschs sendeplanunabhängiger Online-Dienste offen: Die junge Generation findet ihre Stars inzwischen zunehmend auch online.