Niklas Luhmann

Niklas Luhmann an einem Kolloquium an der Universität St. Gallen
Niklas Luhmann
Universitätsarchiv St. Gallen - CC-BY-SA 4.0
1927-1999

Niklas Luhmann

Systemtheorie aus dem Zettelkasten

Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch Massenmedien.

Niklas Luhmann, Die Realität der Massenmedien, 1996

An Niklas Luhmanns soziologischem Lebenswerk, der Systemtheorie, scheiden sich bis heute die Geister. Während sie Kritikern als verständliche Abstraktion aus dem akademischen Elfenbeinturm erscheint, die sich zudem jeder moralischen Positionierung entzieht, feiern seine Anhänger sie als innovativen Ansatz bei der Betrachtung des menschlichen Zusammenlebens.

Seit 1968 Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld, unterzog der studierte Jurist bis zu seinem Tod 1997 alle Kernbereiche der Gesellschaft – Wirtschaft, Wissenschaft, Recht, Kunst und Religion – einer eingehenden Analyse. Im Zentrum von Luhmanns Theorie steht die Auffassung von der vereinfachenden Funktion von Systemen. Die Realität der Massenmedien wird seiner Meinung nach von ihnen selbst erzeugt. Folgerichtig kommuniziert nicht der einzelne Mensch, mit anderen Menschen, sondern die Kommunikation kommuniziert unablässig mit sich selbst. Luhmanns Lehre findet heute auch in anderen akademischen Disziplinen wie etwa der Literaturwissenschaft Anklang. Legendären Ruf genießt seine Arbeitsweise mithilfe eines methodisch ausgeklügelten, umfangreichen Zettelkastens.