Massengesellschaft

Fotografie: John F. Kennedy in Berlin, 1963
US-Präsident John F. Kennedy bei seiner berühmten Rede in Berlin, 26. Juni 1963
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Massengesellschaft

Eine veraltete Vorstellung?

Die Menge wird sich immer denen zuwenden, die ihr von absoluten Wahrheiten erzählen, und wird die anderen verachten.

Gustave Le Bon, Psychologie der Massen, 1895

Die Vorstellung eines Zeitalters der Massenmedien wurzelt in der Vorstellung von der Existenz einer namenlosen Masse, auf die mit kommunikativen Mitteln eingewirkt werden soll. Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff setzte vor allem im 19. Jahrhundert ein. Neben literarischen Reflexionen des modernen Großstadtlebens wie Edgar Allan Poes The Man in the Crowd (dt.: Der Mann in der Menge, 1837) legten vor allem die beiden Soziologen Ferdinand Tönnies (Gemeinschaft und Gesellschaft, 1887) und Gustave Le Bon (Psychologie der Massen, 1895) grundlegende Arbeiten zur Charakteristik und Dynamik großer Menschenansammlungen vor und begründeten somit die moderne Massenpsychologie. Deren Erkenntnisse nahmen insbesondere die totalitären Regime des 20. Jahrhunderts zum Anlass umfangreicher Propaganda-Bemühungen in Form neuer Medien wie Rundfunk und Film. 1939 prägte der Franzose Maurice Halbwachs die Vorstellung von der Existenz eines kollektiven Gedächtnisses als Basis zwischenmenschlichen Handelns.

Das Massenzeitalter erreichte nach dem Krieg seinen eigentlichen Höhepunkt, da neue technologische Entwicklungen seither wieder einer spezifischeren Nutzung einzelner Zielgruppenmedien Vorschub geleistet haben. In seiner klassisch gewordenen Definition von Massenkommunikation benennt der deutsche Medienwissenschaftler Gerhard Maletzke als Empfänger das sogenannte disperse Publikum, das sich von Fall zu Fall neu konstituiert und deren Mitglieder untereinander in keiner Beziehung stehen.