Massenphänomen Radio
Massenphänomen Radio
Die Entdeckung elektromagnetischer Wellen durch den deutschen Physiker Heinrich Hertz 1887/88 bildete die Grundlage für die drahtlose Telegrafie und damit letztlich auch für die Entwicklung des Hörfunks. Nach Probesendungen während des Ersten Weltkriegs wurde als erste deutsche Zivilsendung am 22. Dezember 1920 ein Weihnachtskonzert aus Königs Wusterhausen übertragen. In den Folgejahren entstand das föderale Sendenetz, ferner wurden grundlegende Regelungen zur Empfangsgenehmigung getroffen. Intellektuelle wie Bertolt Brecht stellten zudem Überlegungen über mögliche Verwendungsziele an.
Zum flächendeckenden Massenmedium avancierte das Radio unter den Nationalsozialisten. Auf der 10. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin wurde 1933 der Volksempfänger VE 301W vorgestellt, den Propagandaminister Joseph Goebbels bei der Firma Seibt in Auftrag gegeben hatte. Ziel war, so viele Haushalte wie möglich über den Rundfunk zu erreichen – vor allem zum Zweck weltanschaulicher Beeinflussung. Ab Juli 1933 hing ein Werbeschild mit der Aufschrift „Ganz Deutschland hört den Führer mit dem Volksempfänger“ in den Schaufenstern deutscher Rundfunkhändler. Trotz solcher geschichtlichen Negativerfahrungen wird das Radio auch in jüngerer Zeit noch als Mittel der Volksverhetzung missbraucht: So rief etwa der staatliche Radiosender Ruandas 1994 seine Hörer offen zum Völkermord gegen die ethnische Minderheit der Tutsi auf.