Mediale Großereignisse

Fotografie: Fernsehzuschauer bei der Krönung Elisabeths II.
Zuschauer verfolgen 1953 am Fernsehapparat die Krönung der britischen Königin Elisabeth II.
Keystone Pressedienst

Mediale Großereignisse

Kollektive Ausnahmezustände

Durch das massive Interesse, das ihnen jenseits spezieller Zielgruppen von einem Großteil der Bevölkerung entgegengebracht wird, ragen mediale Großereignisse aus dem diffusen alltäglichen Kommunikationsbombardement heraus. Sowohl regelmäßig wiederkehrende Spektakel wie die Olympischen Spiele oder die Fußball-Welt- und -Europameisterschaften, als auch royale Hochzeiten, prominente Todesfälle und Katastrophen haben sich in der Vergangenheit als prototypische Bezugspunkte eines gigantischen öffentlichen Interesses erwiesen. Als einer der ersten Straßenfeger schrieb etwa die Krönungszeremonie der britischen Königin Elisabeth II. 1952 Fernsehgeschichte. Ebenso nahm die ganze Welt Anteil an der Ermordung von US-Präsident Kennedy, an der ersten Mondlandung 1969 oder an den Anschlägen vom 11. September 2001.

Die Attacke auf die New Yorker Twin Towers bezeichnete der französische Philosoph Jean Baudrillard als „das reine Ereignis“, da sie aufgrund ihres Herausfallens aus jeder verwertbaren Kategorisierung die gewohnte alltägliche Medienaktualität durchbreche und somit geradezu aus der Geschichte falle. Zuweilen werden Großereignisse auch erst durch fragwürdige journalistische Sensationsgier ganz bewusst generiert: Unrühmliche Popularität hat in diesem Zusammenhang etwa die Geiselnahme von Gladbeck aus dem Jahr 1988 erlangt, bei der sich die Medien durch Behinderung der Polizeikräfte und eine hautnahe Dokumentation des Fluchtweges quer durch die Bundesrepublik mitschuldig am Tod dreier Menschen machten.