Neil Postman
Neil Postman
Problematisch am Fernsehen ist nicht, daß es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, daß es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert.
Neil Postman, Amusing Ourselves to Death, 1985 (Übersetzung: Reinhard Kaiser)
In den 1980er Jahren provozierte der Amerikaner Neil Postman, seit 1959 Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität von New York, mit dem Titelslogan seines Buches Amusing Ourselves to Death (Wir amüsieren uns zu Tode, 1985) eine breite öffentliche Debatte über Nutzen und Gefahren des Mediums Fernsehen. Hervorgegangen aus seiner gleichnamigen Eröffnungsrede zur Frankfurter Buchmesse, lieferte der internationale Bestseller die Bestandsaufnahme einer medial überfluteten Gesellschaft, die einer aktiven politischen, kulturellen und sozialen Teilhabe lieber die dauerhafte Berieselung durch den TV-Bildschirm vorzieht.
Anknüpfend an die negativen Zukunftsvisionen von Aldous Huxleys Brave New World (dt.: Schöne neue Welt, 1931), kritisierte Postman den Infotainment-Charakter von Nachrichtensendungen, die mit Musik-Jingles, perfekt gestylten Moderatoren und visuellem Dauerfeuer die eigentlichen Inhalte in den Hintergrund drängen. Seiner Auffassung nach hat sich die Relevanz medial übermittelter Daten für das Leben des einzelnen seit dem 19. Jahrhundert rapide verflüchtigt: Statt konkreter Handlungserfordernisse erschöpfe sich ihr Nutzen im Zeitvertreib. In The Disappearance of Childhood (dt.: Das Verschwinden der Kindheit, 1982) beklagte Postman die vorzeitige Entzauberung der Welt für Jugendliche durch das Fernsehen.