Bücher als kulturelle Artefakte
Bücher als kulturelle Artefakte
Als Gesellschaft sind wir erst auf halbem Wege einer größeren Neuausrichtung des Umgangs mit unserem eigenen Gedächtnis.
Clifford Lynch, 2013
Seit Computer und Internet als Technik und als Medium ihren Siegeszug angetreten haben, ist die Welt der Bücher eine andere. Ob in der Herstellung, in Vermarktung und Vertrieb, in den Zugriffsmodalitäten auf Bücher und andere publizierte Wissensressourcen, in der Organisation von Bibliotheken und Archiven und nicht zuletzt im Leseverhalten – die Auswirkungen von Digitalisierung und Vernetzung sind in alle maßgeblichen Handlungsfelder rund um das Buch vorgedrungen. Dass es dennoch auch eine althergebrachte Bücherwelt gibt, die sich über Jahrhunderte etabliert hat und die wohl auch künftig von Bestand bleiben wird, ist unbestritten.
Wie der italienische Kulturwissenschaftler Umberto Eco im Jahr 2003 in einer Rede ausführte, ist das Buch als Technologie nicht verbesserbar. Es ist nach wie vor das einzige Medium, das es dem Leser erlaubt, längere Texte praktisch ermüdungsfrei aufzunehmen. Auch als Langzeitspeicher sind Bücher bislang unerreicht: Sie vermögen Worte über Hunderte von Jahren aufzubewahren, ohne dass man befürchten muss, das Speicherformat könnte in Vergessenheit geraten oder das Medium physisch unbrauchbar werden – alles Eigenschaften, denen die digitale Welt noch nichts Vergleichbares entgegenzusetzen hat. Weitere Vorteile des Buches – dass es keinen Strom benötigt, stoßfest ist, unempfindlich gegen extreme Temperaturen usw. – sind so offensichtlich, dass sie kaum einer Erwähnung bedürfen. Aus diesem Grund werden Druckwerke, wie nicht nur Umberto Eco attestiert, sehr wahrscheinlich auch weiterhin ein wichtiges Medium des geschriebenen Wortes bleiben.