Schnittstelle Mensch/Maschine

Fotografie: Google Glass
Eine Brille als digitaler Scanner und Datenspeicher: An Apparaturen wie Google Glass knüpfen sich große Ängste und Hoffnungen zugleich. Sind sie alltagserleichternde Hilfsmittel oder omnipräsente Werbe- und Überwachungsinstrumente?
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Schnittstelle Mensch/Maschine

Mediale Verheißungen zwischen Wissenschaft und Science-Fiction

Unser versagendes Gehirn kann Bit für Bit durch überlegene elektronische Äquivalente ersetzt werden, die unsere Persönlichkeit und unsere Gedanken klarer als jemals machen werden, obgleich nach einer bestimmten Zeit keine Spur unseres ursprünglichen Körpers oder unseres Gehirns übrigbleiben wird.

Hans Moravec, Die Evolution postbiologischen Lebens, 1996

Das Verhältnis des Menschen zur Maschine wird immer enger: Der Computer wird nicht nur fester Bestandteil des Alltags, sondern auch des menschlichen Körpers. Minicomputer am Körper registrieren Emotionen, kommunizieren für ihre Nutzer und treten mit ihnen in Verbindung. Apparaturen zur virtuellen Realitätserweiterung wie etwa die Hightech-Brille Google Glass lassen erahnen, wohin die Reise gehen könnte: Fotos werden per Augenaufschlag geschossen, eine Tastatur per Lasertechnik auf die Handfläche projiziert und andere Menschen automatisch per Gesichtskennung identifiziert. Im Januar 2014 verkündete Google zudem die geplante Einführung einer elektronischen Kontaktlinse, die automatisch die Blutzuckerwerte von Diabetikern misst und Warnsignale gegebenenfalls per App an Smartphones versendet. Somit stehen auch die künstlichen Hilfsmittel, die sich der Mensch zur Kompensation körperlicher Defizite erschaffen hat, an der Schwelle zu einer neuen virtuellen Ära.

Ein verblüffendes Bild des Man of the Year Million entwarf der britische Science-Fiction-Schriftsteller H. G. Wells 1893 in einer so betitelten kurzen Abhandlung (dt.: Der Mensch aus dem Jahr 1.000.000). Er behauptete, dass diejenigen Organe, denen der Mensch seine beherrschende Stellung in der Natur verdankt – die Hand und das Gehirn –, sich weiter entwickeln würden, während diejenigen, die Überbleibsel seiner tierischen Ahnen sind, verkümmerten. Schon heute wird Medientechnik zu einer Art erweitertem Nervensystem des Menschen, so wie es Marshall McLuhan 1964 in seinem Buch Understanding Media (dt.: Die Magischen Kanäle) beschrieb. Der Mensch der Mediengesellschaft ist angeschlossen an die Informationssysteme, die ihn zum Dauerkonsumenten eines umfassenden und pausenlosen Stroms von medialen Informationen machen.