Vernetzung – das globale Gehirn
Vernetzung – das globale Gehirn
Schwarmintelligenz ist keine Intelligenz im gewöhnlichen Sinn, sondern beschreibt das ergebnisorientierte Zusammenspiel einer Gruppe. Das kann neue und ungesehene Qualitäten entwickeln. Aber es muss nicht – und es braucht eine geeignete Koordination von Einzelleistung und Gruppenverhalten.
Sascha Lobo auf Spiegel Online, 2. April 2013
Durch das gemeinsame Agieren von Menschen im Internet entstehen komplexe soziale Gebilde, denen man oft – vielleicht zuweilen etwas zu enthusiastisch – die Vorzüge digitaler Schwarmintelligenz zuerkennt: Die über die Jahre hinweg kontinuierlich wachsende internationale Wissens-Enzyklopädie Wikipedia, zu der jeder beitragen kann, ist sicherlich ein glänzendes Paradebeispiel gemeinschaftlicher Kraftanstrengung. Doch auch sie funktioniert nicht ohne das Engagement von Fachexperten und Administratoren, die Inhalte schreiben, prüfen, diskutieren und freigeben. Die gänzlich unmoderierte Wissensvermehrung bleibt eine Wunschvorstellung.
Dessen ungeachtet ermöglicht die Vernetzung durch das Internet neue zeitgemäße Möglichkeiten des Informations- und Meinungsaustauschs: Per Kommentarfunktion bewerten und diskutieren Online-Leser digitale Zeitungsartikel, auf Plagiatsplattformen tragen Rechercheure akribisch Beweise für akademische Betrugsfälle zusammen und in Form digitaler Gedenkseiten erinnern Verwandte und Freunde an Verstorbene. Dokumente und Dateien sind durch Webdienste wie Dropbox, Google Drive oder RapidShare weltweit jederzeit abrufbar. Somit scheint die Ära der dicken Aktenordner und lokalen Festplatten zu Ende zu gehen: Daten werden zunehmend laufwerkunabhängig in der digitalen Wolke gespeichert. Das Zeitalter der digitalen Wolken, des sogenannten Cloud-Computing, kündigt sich an.