Vom Fernsehen zur Suchmaschine
Vom Fernsehen zur Suchmaschine
Was wir überlegen, ist, ob wir nicht die Pionierphase im Netz, was die Verbreitung von Radio und Fernsehen angeht, für beendet erklären sollten.
Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, im April 2007 in der taz
So wie das Internet mit seinen neuartigen Nutzungsmöglichkeiten die Buchkultur, die Zeitungswelt und die Musikindustrie nachhaltig verändert haben, ringt auch das Fernsehen als vormaliges Leitmedium zunehmend um Echtzeit-Interaktion. Das TV-Programm der Zukunft wird – diese Prognose darf man wagen – ein On-Demand-Service sein, der zu jeder Zeit über jede vernetzte und mobile Technik genau die Inhalte spielt, die der Nutzer auswählt. Multimedia-Portale wie iTunes und Youtube sowie die Mediatheken der Fernsehanstalten zeigen bereits die Richtung an, der nächste Schritt zu einer auf Einzel-Sendungen konzentrierten Vertriebsstruktur steht aber noch aus. Vermutlich wird das Fernsehen künftig weiter in Spartenkanäle zerfallen und nur noch nach persönlichem Bedarf – also zu selbst gewählten Zeiten – abgerufen werden.
Darüber hinaus ist eine stärkere Annäherung des TV-Programms an interaktive Computerspiele zu erwarten. Denkbar ist, dass der Zuschauer in Zukunft wesentlich auf den Verlauf dokumentarischer und auch fiktiver Formate Einfluss nimmt. Personalisierte Videos wie der Horrorfilm-Trailer Lost in Val Sinestra (2010), der auf Namen und Fotos aus dem Facebook-Profil zugreift, setzen hier ebenso Trends wie Zuschauervotings, nachträgliche Fan-Synchronisationen und die digitale 3-D-Technologie. In Zeiten, in der am Smartphone jeder selbst problemlos und schnell ein Video herstellen und online veröffentlichen kann, besitzen die großen Medienkonzerne zudem nicht mehr länger die alleinige Hoheit über die Nachrichten-Agenda.