Ludovico Vincentino degli Arrighi
Ludovico Vincentino degli Arrighi
Seine Zeitgenossen konnten Arrighis Fähigkeiten an geschriebenen Originalen bewundern. Heute gibt es nur noch sehr wenige kostbar gewordene Zeugnisse von seiner Hand, die einen Eindruck von der Eleganz seiner Cancellaresca gewähren.
Axel Bertram, Das wohltemperierte Alphabet, 2004
Ludovico degli Arrighi stammte aus der italienischen Stadt Vincenza, woraus sich sein heute weit verbreiteter Beiname Vincentino ableitet. Von seinen Lebensumständen sind nur wenige Eckdaten bekannt. Da er sich selbst wiederholt als „scrittore di brevi apostolici“ (Schreiber päpstlicher Dokumente) bezeichnete, ist anzunehmen, dass er einige Jahre in Diensten des Vatikans stand. Seine Bedeutung im Bereich der Typografie beruht vor allem auf der Herausgabe der beiden Schriftbücher La Operina (1522) und Il modo de temperare le penne (1523), mit denen er erstmals gedruckte Muster eigener kalligrafischer Handschriften vorlegen konnte.
Durch genaue technische und formale Anweisungen gelang Arrighi eine mechanische Übertragung in bisher nicht gekannter Originaltreue. Seine gut lesbare Bearbeitung der zeitgenössischen Gebrauchsschrift Cancellaresca italica brachte er in insgesamt 24 Büchern zur Anwendung – historisch eine bedeutende Wegmarke im Übergang von italienischer Kursivschrift zu Claude Garamonds berühmter Antiqua. Nach 1527 verliert sich Arrighis Biografie im Dunkeln. Es steht zu vermuten, dass er den in diesem Jahr in Rom einfallenden französischen Truppen Franz I. zum Opfer fiel.