Aldo Novarese

Porträt: Aldo Novarese
Aldo Novarese
© Archive Tipoteca Italiana, Italien
1920-1995

Aldo Novarese

Schöpfer eines eigenen Schriftenklassifizierungssystems

Die Italiener haben die Bedeutung dieses Meisters noch nicht erkannt. Nicht ein einziges Wort hat man in letzter Zeit über ihn verloren, nur einige wenige Designstudenten stolpern ab und zu über seinen Namen, während sie alte internationale Designhandbücher durchblättern. Hoffentlich wird man dort bald merken, dass das Gras in der Ferne nicht immer grüner ist.

Rujana Rebernjak über Aldo Novarese, 2012

Aldo Novarese wurde 1920 in der kleinen norditalienischen Stadt Pontestura Monferrato geboren. Im nahegelegenen Turin besuchte er zwischen 1931 und 1933 die Scuola Arteri Stampatori (Kunstgrafikschule), wo er das Handwerk von Holz- und Kupferstich sowie die Lithografie erlernte. Nach drei weiteren Jahren in der Typografieschule Guiseppe Vigliandi Paravias fand Novarese eine Anstellung in der städtischen Schriftgießerei Nebiolo. Wegen seiner Proteste gegen den Zweiten Weltkrieg wurde er 1939 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, erhielt aufgrund einer zeitgleich gewonnenen Auszeichnung für junge Künstler allerdings moderate Haftbedingungen.

Nach dem Krieg kehrte er als künstlerischer Leiter zu Nebiolo zurück und begann dort – ab 1952 als künstlerischer Leiter – mit der Entwicklung zahlreicher Schriftarten. Zu seinen bekanntesten Schöpfungen zählt die gemeinsam mit seinem Kollegen Alessando Butti kreierte Grotesk Microgramma; zehn Jahre später entstand ihr populärer, als Bildschirmschrift konzipierter Nachfolger Eurostile. 1956 legte Novarese ein eigenes Schriftenklassifizierungssystem vor, das eine Unterteilung nach historischen, ästhetischen und Designkriterien in zehn Familien vornimmt. Von 1975 bis zu seinem Tod arbeitete er als freiberuflicher Schriftgestalter.