Jan Tschichold

Porträt: Jan Tschichold
Jan Tschichold
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig
1902-1974

Jan Tschichold

Theoretiker der Elementaren Typographie

Gute Typographie ist so, wie ein guter Diener gewesen sein mag: da und doch nicht bemerkbar; unauffällig, aber eine Voraussetzung des Wohlbefindens, lautlos, geschmeidig (…) Gute Schrift, richtige Anordnung; das sind die beiden Pfeiler aller Schriftkunst.

Jan Tschichold, Erfreuliche Drucksachen durch gute Typographie, 1960

In Leipzig als Sohn eines Schriftmalers geboren, begann Jan Tschichold nach dem Ende der Schulzeit zunächst eine Ausbildung zum Zeichenlehrer, die er nach drei Jahren allerdings abbrach. Stattdessen besuchte er die Staatliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig und erlernte nebenher das Gravieren, Kupferstich, Holzschnitt, Holzstich und Buchbinden. Bereits 1921 wurde er Dozent, in den Folgejahren verbrachte er viel Zeit in Bibliotheken mit autodidaktischem Studium. Ab 1924 begann er sich intensiv mit der Bauhaus-Bewegung auseinanderzusetzen und avancierte mit seinem gleichnamigen Aufsatz (1925) zum wichtigsten Theoretiker der Elementaren Typographie, die sich gegen übertriebene Ornamentik richtete und Schriftgestaltung als zeitgemäße, künstlerisch anspruchsvolle Kunstform propagierte.

Nach einem Zwischenspiel bei Paul Renner in München emigrierte Tschichold 1933 in die Schweiz, wo er sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch zahlreiche Veröffentlichungen, Vortragsreisen und praktische Arbeiten einen Namen machte. Ab 1946 arbeitete er vorübergehend für den Verlag Penguin Books in London, ab 1955 für den Pharmakonzern Hoffmann-La Roche. Tschicholds 1964 veröffentlichte Schriftart Sabon gilt inzwischen als moderner Klassiker.