Weiß Rundgotisch
Weiß Rundgotisch
Im Mittelalter entstanden mit der Gotik auch die gotische Schrift und ab circa 1450 die Rotunda oder Rundgotisch, die beide zu den gebrochenen Schriften zählen. Charakteristisches Merkmal ist die Verbindung der gotischen Zeichenform mit runden, nicht gebrochenen Bögen an den Kleinbuchstaben. Die bis dato charakteristischen rauten- bzw. würfelförmigen Abstriche sind hier verschwunden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besann sich der deutsche Maler, Grafiker und Typograf Emil Rudolf Weiß dieser alten typografischen Tradition. Ab 1915 begann er mit den Entwürfen zu einer neuen gebrochenen Schrift für die Bauersche Gießerei in Frankfurt am Main. Dabei orientierte er sich an den rundgotischen Typen des Augsburger Wiegendruckers Erhard Radolt, die dieser aus Italien mitgebracht hatte. Der fertige Schriftsatz lag erst 1938, über 20 Jahre später, vor. Der aus diesem Anlass herausgegebene Katalog beruft sich einleitend auf ein Zitat des berühmten Renaissance-Kalligrafen Leonhard Wagner: „Die rundgotische Schrift ist die schönste aller Schriften; man nennt sie die Mutter und die Königin aller anderen.“