Flugblätter
Das Ideal ist: das Flugblatt, der bibliothekarisch ganz wertlose Wisch, der einfache bedruckte Fetzen Papier, den man in die Tasche stopft. Oder man wirft ihn weg, und nur darauf kommt es an, daß man ihn nie wieder vergessen kann, wenn man einen Blick auf ihn warf: so tief hat er getroffen.
Ludwig Rubiner, Programm der Zeitschrift Zeit-Echo, 1917
Kurzbotschaften und Notizen haben ein besonderes Kennzeichen: Ihr Charakter ist höchste Mobilität, sie enthalten Informationen, die meistens nur eine kurze Zeit lang aktuell sind. Sie werden mit wenig Aufwand hergestellt – praktische Gesichtspunkte wie Preis und Verfügbarkeit zur richtigen Zeit und am richtigen Ort entscheiden. Die Botschaft politischer, kultureller, kommerzieller oder behördlicher Natur kann auf beide Seiten geschrieben oder gedruckt und zur Mitnahme ausgehändigt werden. Wird das Blatt nur einseitig bedruckt, kann es als Poster oder als Aushang zur Lektüre für viele wahrnehmbar angebracht werden.
Seit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern waren so genannte Einblattdrucke weit verbreitet. In der Reformationszeit und während des Dreißigjährigen Krieges erlangten Flugschriften politische Bedeutung und wurden zunehmend Mittel des Meinungskampfs, aber auch der Verbreitung von Nachrichten. Im Zweiten Weltkrieg streuten zum Beispiel englische Flugzeuge antifaschistische Flugblattbomben über Deutschland.