Naturselbstdruck

Naturselbstdruck: Ectypa vegetabilium
Naturselbstdruck einer Lilie aus Christian Gottlieb Ludwigs Werk Ectypa vegetabilium, Leipzig 1760-1764
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Naturselbstdruck

Aufstieg und Fall einer Drucktechnik

Ich fühle mich überzeugt, daß seit Gutenbergs Erfindung in der Druckkunst keine wichtigere Entdeckung gemacht wurde, und dass unser Naturselbstdruck eine neue Aera in der Publication und bildlichen Darstellung von artistisch-wissenschaftlichen Gegenständen hervorrufen wird.

Alois Auer, Die Entdeckung des Naturselbstdruckes, 1853

Der Naturselbstdruck ist ein einfaches Druckverfahren, das jedoch sehr genaue Abbildungen von botanischen und zoologischen Objekten erlaubt. Schon Leonardo da Vinci experimentierte mit Abdrücken von Pflanzenblättern. Um die Pflanze als Druckform nutzen zu können, wird sie zunächst getrocknet und gepresst. Dann wird sie auf eine glatte Unterlage, die mit Druckerschwärze bestrichen ist, aufgelegt. Alle erhabenen Teile werden auf diese Weise mit Farbe überzogen und können direkt abgedruckt werden. Auf diese Weise entsteht ein sehr detailreicher Druck des speziellen Pflanzenexemplars, der einer echten Herbariumpflanze an wissenschaftlichem Wert ebenbürtig ist. Mit einer zusätzlichen Handkolorierung können die natürlichen Farben anschaulich gemacht werden.

Der Arzt Johannes Hieronymus Kniphof (1704-1763) erkannte als erster das geschäftliche Potential des Pflanzenselbstdruckes und gab 1733 das Werk Botanica in originali, das ist Lebendig Kräuter-Buch heraus. In der Folge entstanden einige weitere Kräuterbücher mit derartigen Illustrationen. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum besitzt die Ectypa vegetabilium von Christian Gottlieb Ludwig, verlegt 1760-1764 in Leipzig bei Breitkopf und gedruckt von Trampe in Halle. Im 19. Jahrhundert wurde die Technik des Naturselbstdruckes durch das Abdrucken auf Lithographie-Steine oder Bleiplatten erweitert. Alois Auer Ritter von Welsbach (1813-1869) perfektionierte das letztere Verfahren, indem er von den Bleiplatten durch zweifaches Galvanisieren eine Kupfertiefdruckplatte gewann. Die Genauigkeit solcher Drucke konnte noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein mit den üblichen Klischeedrucken nach Fotografien nicht erreicht werden. Dennoch gehört diese Technik zu jenen, die aufgrund ihrer Aufwändigkeit keine weite Verbreitung fanden.